“Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile”.

Dieses Zitat von Aristoteles wendet sich gegen die Auffassung, jede Analyse wird dadurch besser, dass man das Problem in immer kleinere Elemente zerlegt. Die hauptsächlich Max Wertheimer zugesprochene Gestaltpsychologie nimmt dieses Zitat auf und betrachtet den ganzheitlichen Charakter menschlichen Wahrnehmens, Erlebens und Handelns.

Nun wird sich der Eine oder Andere fragen: Was hat Corporate Information Design mit Gestaltpsychologie gemein?

Eine Gruppe um Max Wertheim hat als Ergebnis einer ganzen Reihe durchgeführter Experimente die sogenannten Gestaltgesetze geprägt. Diese definieren grundlegende Regeln menschlicher Wahrnehmung, welche zwar im 20. Jahrhundert entstanden sind, aber dennoch im Rahmen der Gestaltung von Dashboards und Berichten zu bedeutenden Erkenntnissen beitragen. Unsere Wahrnehmung ist effizient geregelt – Darstellungen, die zu komplex sind, werden ausgeblendet und (was viel interessanter ist) fehlende Objekte werden aufgrund von Erfahrungswerten hinzugefügt.

Im Folgenden habe ich eine Auswahl der Gesetze hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Thema Corporate Information Design beleuchtet.

Das Gesetz der guten Fortsetzung oder auch Gesetz der Kontinuität

Reize, die eine Fortsetzung vorangehender Reize zu sein scheinen, werden als zusammengehörig angesehen.

Die folgende Abbildung zeigt im Wesentlichen schwarze Punkte. Unsere Wahrnehmung macht aus der Summe der einzelnen Punkte jedoch mehr. Wir gehen unweigerlich davon aus, dass eine Tendenz abgebildet wird, also eher eine Linie.

Vereinfacht dargestellt sehen wir also den Verlauf eines Wertes (z.B. Umsatz) von Januar bis November eines Jahres. Das Gesetz der guten Fortsetzung können wir für das Dashboarddesign konsequent nutzen, indem wir – da keine Linie verwendet wird – eine weitere Dimension auf den einzelnen Punkten sichtbar machen können, ohne jedoch die Entwicklung des Wertes über die Zeit zu verlieren.

So könnte ich beispielsweise nun farblich dargestellt den erzielten Deckungsbeitrag exponieren: rot = schlechter Deckungsbeitrag, grün = guter Deckungsbeitrag.

Bei der Recherche zum spannenden Thema bin ich auf Wikipedia auf die folgende, sehr interessante Grafik gestoßen. Die Kanten des in der folgenden Abbildung dargestellten Würfels sind imaginär. Sie werden ausschließlich von unserem Gehirn nach dem Gesetz der guten Fortsetzung erzeugt.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gestaltpsychologie

Durch diese Grafik lässt sich der berühmte Satz von Aristoteles meines Erachtens am anschaulichsten erklären.

Das im Folgenden abgebildete Dashboard repräsentiert die konsequente Anwendung dieses Gesetzes. Es besteht aus 4 einzelnen Segmenten; aber auch hier entsteht für den geübten Nutzer auf Basis seiner Erfahrungen aus der Summe der einzelnen Informationen ein mehr an Analyseaussage.

Um diesen Effekt noch zu verstärken, wurde gleichzeitig das folgende Gesetzt angewendet.

Das Gesetz der Geschlossenheit

Linien, die eine Fläche umschließen, werden unter sonst gleichen Umständen leichter als eine Einheit aufgefasst als diejenigen, die sich nicht zusammenschließen. Das menschliche Gehirn erfasst geschlossene Objekte besser als offene.

Auf dem oben gezeigten Dashboard nutzen wir dies, um KPIs auf optisch zu gruppieren, die der gleichen Datenquelle entstammen, sich auf eine Dimension beziehen oder aus irgendeinem anderen Grund als geschlossene Einheit betrachtet werden sollen. In diesem Beispiel wurden Werte aus der gleichen Datenquelle gruppiert.

Vielen Dank an Armin Zahner von DPD Systemlogistik, durch dessen Vortrag ich auf das Thema gestoßen bin.