Haben Sie bereits ein Dashboard gesehen, bei dem Sie Zeit gebraucht haben, um es zu verstehen? Oder ein Dashboard, welches Sie sofort verstanden haben? In beiden Fällen mussten Sie die Information wahrnehmen, um sie zu verarbeiten, Sie belasten ihr Gehirn kognitiv.

Kognitive Belastung (=Belastung unseres Gehirns bei der Wahrnehmung der Information) erfolgt jedes Mal, sobald wir etwas sehen und diese Information verarbeiten. Man kann es mit der Arbeit mit einem Computer vergleichen: Wenn wir eine Abfrage im System durchführen, dann wird der Prozessor belastet, um unsere Abfrage zu bearbeiten. Genauso funktioniert es mit den Grafiken, die wir unserem Publikum zeigen: Wir beanspruchen die mentale Kraft unseres Publikums.
Das menschliche Gehirn hat nur begrenzte Kapazitäten dieser mentalen Kraft. Jedem Dashboard-Designer sollte bewusst sein, inwieweit sie diese mentale Kraft beanspruchen wollen. Wir wollen sie nicht unnötig verschwenden, indem wir unserem Publikum etwas zeigen, was ihnen nicht dabei hilft, die Information auf dem Dashboard zu verstehen.
Bei der Erstellung von einem Dashboard gibt es viele störende Elemente, die miterstellt werden und keine relevante Information für das Publikum mit sich tragen. Diese unnötigen Elemente nehmen aber mentale Kraft in Anspruch. Solche Elemente werden leider häufig von der Software automatisch oder vom Dashboard-Designer unbewusst erstellt. Sie müssen unbedingt eliminiert werden, weil sie sonst die Visualisierung komplizierter machen als sie tatsächlich ist. Auf diese Elemente werde ich konkret in dem zweiten Teil dieses Blog-Beitrags eingehen.

In diesem Teil möchte ich auf das Thema Gestaltungsprinzipien der visuellen Wahrnehmung eingehen. Es ist wichtig sie zu verstehen, weil mit diesen Prinzipien unnötige Elemente auf unserem Dashboard erkannt und somit nur die notwendigen Elemente dargestellt werden können. Besonders möchte ich 5 Prinzipien hervorheben. Die Reihenfolge der Prinzipien ist relevant und sie sind absteigend nach ihrer Relevanz sortiert.

Gestaltungsprinzipien der visuellen Wahrnehmung

Diese Prinzipien sind seit den frühen 1900er Jahren bekannt. Sie beschreiben, wie Menschen mit visuellen Elementen interagieren und in welcher Reihenfolge sie diese wahrnehmen.

Gesetz der Nähe

Das Gesetz der Nähe besagt, dass Dinge, die weit auseinander liegen, nicht zueinander gehören und daher als getrennt und unabhängig erkannt werden.
Wie viele Linien sehen Sie? Oder sehen Sie Säulen?

Dieser Eindruck wird ausschließlich durch die Nähe der Linien zueinander hervorgerufen: Die Distanz zwischen den Linien, die nicht gemeinsam eine Säule bilden, ist im Verhältnis zu den Abständen zwischen den Säulen bildenden Linien deutlich höher, sodass sie von unserem visuellen System als getrennt wahrgenommen werden. Die meisten Menschen sehen hier 4 Säulen oder 5 Linien.

Gesetz der Ähnlichkeit

Elemente mit ähnlichen Eigenschaften werden als Gruppe erkannt.

Objekte, die eine gleiche Form und gleiche Farbe haben, werden als zusammengehörige Elemente erfasst. Sie assoziieren die Reihen mit schwarzen Punkten als eine Gruppe und trennen Sie unbewusst von den Reihen mit den weißen Punkten.
Für die Dashboards heißt das: Wenn sie es geschafft haben, dem Betrachter verständlich zu machen, dass eine bestimmte Zahl immer in einem bestimmten Verhältnis zu einem bestimmten Punkt oder eine bestimmte Farbe für ein bestimmtes Land steht, dann sollten Sie darauf achten, weiterhin diese Regel in der nächsten Grafik beizubehalten! Sie sollten das, was der Leser erlernt hat, nutzen, um ihm das Verstehen der nächsten Grafik zu erleichtern.

Gesetz der Geschlossenheit

Menschen neigen dazu, einzelne Elemente als eine einzige, erkennbare Form wahrzunehmen, obwohl diese Form nicht ganz befüllt ist.

Hier können wir das Quadrat erkennen, obwohl die Linien unterbrochen sind. Geschlossene Figuren wirken visuell stärker als offene Figuren, weil wir als Betrachter mühelos diese Figur zu Ende denken können, auch wenn größere Teile fehlen. Dieses Prinzip können Sie auf dem Dashboard nutzen, wenn Sie etwas hervorheben möchten.

Gesetz der Erfahrung

Unbekannte Detailformen werden von unserem Gehirn stets als bekannte Gestalten entschlüsselt. Objekte sollten also so dargestellt werden, dass sie schnell und eindeutig zu identifizieren sind. Das bedeutet, sie sollten so dargestellt werden, dass sie mit den Mustern, die wir in unserem Gedächtnis hinterlegt haben, problemlos wiederzuerkennen sind.

Die Schlange auf diesem Bild braucht kein spreizbares Nackenschild, detaillierte Zeichnungen auf der Haut, runde Pupillen o.Ä., um als Schlange erkannt zu werden! Es zählt die Grundform und die restliche Arbeit übernimmt unser Gedächtnis.
Für die Dashboards heißt das: Keep it simple! – Halten Sie ihre Grafiken so einfach wie möglich!

Gesetz der guten Gestalt

Formen werden bevorzugt als verständliche Figuren erfasst, wenn sie:

  • einfach sind
  • voraussehbar sind,
  • gesetzmäßig sind und
  • keinerlei Irritationen beinhalten.

Einfach gesagt: Wenn es allgemein bekannt ist, dass die Sonne rund oder die krumm ist, dann sollten wir bei ihrer Gestalt diese Formen bei ihrer Visualisierung beibehalten. Genau dasselbe gilt auch für die Farben: Gold- oder Silbermedaillen sollten auch in den Farben Gelb/Grau oder ähnlich dargestellt werden.


Quelle:
Cole Nussbaumer Knaflic | Storytellingwithdata |1 Aufl.
Raimer Heber | Infografik: Gute Geschichten erzählen mit komplexen Daten | 1 Aufl.
Gestaltungsgesetzte der visuellen Wahrnehmung